28.3.08

Ein Fenster schliesst sich...

So titelt Matthias Beitl, stellvertretender Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde einen Bericht über die Schliessung des Ethnografischen Museums Schloss Kittsee, nachdem jahrelange Bemühungen um eine ausreichende Finanzierung keinen Erfolg gezeigt hatten. Mit Bitterkeit kommt er auf die visionäre Rolle dieses Hauses zurück: "Es (das Museum) sah sich immer als 'Fenster in den Osten' und hat diese Idee auch Jahr für Jahr über den Eisernen Vorhang hinweg umgesetzt". Vor wie nach der Wende war das EMK Ort für zahlreiche Ausstellungen, Tagungen und Initiator von EU-Projekten. Reinhard Johler (Tübingen) nennt das Museum eine "'contact zone' wie sie quer durch Europa geschaffen und nicht geschlossen werden sollte".
Weder die österreichische Bundesregierung, noch das Land Burgenland oder die Stadtgemeinde Kittsee haben sich diesem Anspruch gewachsen gezeigt. Und so wurde eine weitere wichtige und aktive Kulturinstitution bedenkenlos finanziell ausgehungert!
Der Bericht von Matthias Beitl erscheint im Magazin des Institutes für den Donauraum und Mitteleuropa.

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27.3.08

MuCEM im Internet

Tippt man "www.ethnolgie.culture.fr" ein, so kommt man - überraschenderweise - auf eine website des Musée des Civilisations de l'Europe et de la Méditerranée. Die Absicht ist gut: wenigstens virtuell will dieses Museum seine Kollektionen und Forschungsvorhaben vorstellen. Wie gesagt, die Absicht ist gut, die Ausführung ist es jedoch weit weniger. Erster Kritikpunkt: das MuCEM will ein internationales Museum sein, sämtliche Texte der website sind jedoch nur auf Französisch...
Sieben Themen, die teilweise Ausstellungen entsprechen, können abgerufen werden: "Hip Hop, art de la rue, art de la scène" - "L'olivier, trésor de la Méditerranée" - "Cornemuses d'Europe et de la Méditerranée" - "Les voyages du verre" - "Café, Cafés" - "Les petites Arménies d'Europe et de la Méditerranée" - "Trésors du quotidien? Europe et Méditerranée". Die Navigation in den einzelnen Themen ist unterschiedlich und oft umständlich, manchmal werden Videos geboten, manchmal nur Texte und Bilder, wobei die Texte teilweise graphisch nicht leicht lesbar gestaltet sind. Folgt man dem link zur Haupt-Website des Museums, darf man erstaunt sein, dass die Rubrik "aktuelle Ausstellungen" das letzte Mal am 17. April 2007 aktualisiert wurde, die Seite zum Projekt des zukünftigen Museums gar im Juli 2003... Auch hier ist die Navigation schwerfällig und erlaubt es beispielsweise nicht, auf die Anfangsseite zurückzukommen.
Im Thema "Café, Cafés" fehlt jeglicher Hinweis auf die Wiener Kaffeehauskultur, in der Auswahl der Hinterglasbilder ("Les voyages du verre") liegt der Hauptakzent auf Bildern aus Rumänien (10) und dem islamischen Bereich (Syrien, Türkei, Tunesien, Iran 11 Beispiele), bedeutende Zentren wie Sandl (1) werden nur gestreift. Die Bezeichnung "Alsace/Oberammergau" stimmt nachdenklich... Der Eindruck besteht, dass die Kenntnisse der deutschsprachigen volkskundlichen Forschung zu den verschiedenen Themen unzulänglich bzw. nicht vorhanden ist.
Man darf sich fragen, ob das weitgesteckte geographische Feld des geplanten Museums - ganz Europa und der Mittelmeerraum - nicht dazu führen wird, nur eine "Zibebenschau" zu bieten. Die Augen sind da wohl grösser als der Magen und es ist zu hoffen, dass die für das Projekt Zuständigen entweder den Beobachtungsraum eingrenzen oder eine wirkliche Zusammenarbeit mit ihren Kollegen aus Europa und dem Mittelmeerraum zustandebringen - und von Zeit zu Zeit einen Blick auf andere Museumswebsites werfen!

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21.3.08

Kultur und Küche

Das Wiener Naturhistorische Museum bietet seinen Besuchern jeden Mittwoch ein exlusives Muschel-Dinner kombiniert mit einer Abendführung durch seine Sammlungen. Dieses Angebot wird nun jeden 2. Sonntag im Monat um ein "Kulturfrühstück" erweitert. Nach einer kurzweiligen Themen-Führung kann man es sich bei einem Lachsfrühstück mit Sekt (Lachs, Bagel, Sekt, Kaffee oder Tee) genüsslich gut gehen lassen. Morgenmuffel haben keine Ausrede mehr, einen Museumsbesuch auszuschlagen!
Preis des Frühstücks inclusive Eintritt und Führung: 29 €. Treffpunkt 9.oo in der Eingangshalle des Museums.
Voranmeldung per e-mail (waswannwo@nhm-wien.ac.at) oder Telefon (521 77 / 276) erbeten.

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18.3.08

Internationales Museumsseminar - SIEM 2008

Die Ecole du Louvre organisiert vom 1. bis 12. September 2008 ihr 4. Fortbildungsseminar zum Thema "Das Museum zwischen Kontemplation und Bildung" ("Au musée, entre contemplation et éducation"). Jedes Museum, sei es ein Kunst- oder ein Wissenschaftsmuseum, ein historisches oder ein Gesellschaftsmuseum entwickelt spezifische Vermittlungstechniken und Zugangsweisen angesichts dieser zwei Schlüsselbegriffe jeder Museumsarbeit. Aufsehenerregende Inszenierungen oder diskrete Schausammlungen, Meisterwerke oder Alltagsobjekte, detaillierte oder spärliche Texte, Interaktivität und Multimedia, Performance oder gelehrte Vortragsreihen, jedes Museum muss ständig neue Konzepte und Mittel "erfinden" um sein Publikum anzusprechen und neue Besucherkreise zu gewinnen.

Vorträge, Round-table Gespräche, Begegnungen mit Fachleuten und Museumsbesuche sollen es den Teilnehmern ermöglichen, verschiedene Strategien neuer oder kürzlichst renovierter Museen kennenzulernen. Der Kursus richtet sich an fortgeschrittene Stundenten oder junge Museumsmitarbeiter aus ganz Europa. 20 Plätze stehen zur Verfügung, französische Sprachkenntnisse sind eine Voraussetzung, gute Englischkenntnisse sind erwünscht (die Vorträge etc. sind auf Französisch, die Teilnehmer können sich auf Englisch ausdrücken).
Die Kandidaturen müssen bis zum 1. Juni 2008 bei der Ecole du Louvre eingelangt sein.

Programm und Organisation: Claire Merleau-Ponty (c.merleau-ponty@ecoledulouvre.fr) und Solange de Barbeyrac (s.debarbeyrac@ecoledulouvre.fr)

Ecole du Louvre, Palais du Louvre, Porte Jaujard
Place du Carroussel
75038 Paris cedex 01
Telefon: +33-1-55.35.19.12

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17.3.08

Mit Kindern unterwegs



Und wenn man schon einmal in Berlin-Dahlem ist, dann sollte man auch die Ausstellung KinderMobil - Kleine Helfer für kleine Helden im Museum Europäischer Kulturen anschauen. Wie kamen Mütter und Väter mit ihren Kindern zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten vorwärts? Hier sieht man auf zeitgenössischen Fotos, dass in den 1950er Jahren schon Frauen in Thüringen mit Tragetücher spazierengingen, man kann eine Kinderwagenparade bewundern oder endlich einmal erfahren, was es mit dem Gängelband auf sich hat. "Tragen, schieben, wuchten" so fasste der Tagespiegel die leichte und beschwingte Ausstellung zusammen. Interessant ist die Ausstellung auch, weil sie so ganz nebenbei vorführt, wie man mit guten Ideen vorhandene Ausstellungsarchitekturen wiederverwertet.
Noch bis zum 31.8.2008 ist Zeit, sich die Ausstellung anzusehen.

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14.3.08

Was schauen wir an?


In Paris im Musée du quai Branly, bin ich etwas achtlos an der Ausstellung vorbei gegangen, so langweilig fand ich sie inszeniert. Die vom Wiener Museum für Völkerkunde kuratierte Schau Benin – 600 Jahre höfische Kunst aus Nigeria macht nun in Berlin-Dahlem im Ethnologischen Museum Station. In Berlin hatte ich nun auch leider keine Zeit, was schade war, machte die Inszenierung doch einen frischen und spannenden Eindruck auf mich.
Aber nicht nur wegen der Verpackung sollte man solchen Ausstellungen doch mehr Zeit widmen, geht es hier doch um ganz wichtige Fragen - nämlich die, wem die Stücke eigentlich gehören und ob man nicht eher eine Ausstellung über Kunstraub anschaut - so lautete der Vorwurf bei der Eröffnung letztes Jahr in Wien. Also: nicht immer nur ins Pergamonmuseum gehen (das meistbesuchteste Museum in Berlin), auch wenn es genauer betrachtet hier um ähnliche Gemengelagen geht, sondern auch einmal den Weg nach Dahlem auf sich nehmen; die Sache ist es wert.

Eine gute Ausstellungsrezension hier im Tagesspiegel, und hier noch mehr Infos zu Rückgabeforderungen auf dem vorzüglichen anthropologi.blog.

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12.3.08

Repräsentation und Museum

Was sehen wir eigentlich in Museen und Ausstellungen? Wie werden bestimmte Themen repräsentiert? Wie ist es um die Kategorien Mann-Frau, das Eigene - der Andere bestellt?
Solchen und anderen Fragen gehen Roswitha Muttenthaler und Regina Wonisch anhand der Dauerausstellungen dreier Wiener Museen nach. Es ist höchst interessant, nach der Lektüre dieses Buches selbst wieder in Ausstellungen zu gehen und plötzlich anders zu sehen. Sehr anregend und überzeugend!

Roswitha Muttenthaler/Regina Wonisch: Gesten des Zeigens. Zur Repräsentation von Gender und Race in Ausstellungen, Bielefeld: transcript, 2007. Kart.,268 S., zahlr. Abb., ISBN: 978-3-89942-580-2, EUR 26,80.
Jennifer John hat hier das Buch der beiden Wiener Museologinnen rezensiert.

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11.3.08

Immer an der Wand lang


Ab morgen ist diese Ausstellung im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen. Vorher musste noch ein bißchen geklettert werden.
Die Ausstellung tourt übrigens seit 2006 durch Deutschland; hier gibt es mehr darüber zu lesen.

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7.3.08

And the winner is....

... Leonardo da Vinci. The Art Newspaper veröffentlicht in seiner Märznummer seine jährliche Hitparade der bestbesuchten Ausstellungen und Museen. Spitzenreiter des Besucheransturms war dabei "The Mind of Leonardo" im okyo National Museum mit 10.071 Besuchern pro Tag. Neben den täglichen Besucherzahlen, werden auch die Gesamtzahlen aufgelistet sowie ein Ranking in verschiedenen Untergruppen: beispielsweise die Top Ten der Kunst des 19. Jahrhunderts ("Americans in Paris" im New Yorker Metropolitan Museum, 3.788/Tag - "Caspar David Friedrich" in der Hamburger Kunsthalle, 325.000 Gesamt) , der angewandten Kunst ("Poiret, King of Fashion" ebenfalls im Metropolitan, 3.393/Tag - "One of a Kind: the Studio Kraft Movement", Met, 423.684 Gesamt), der Gegenwartskunst ("Richard Serra Sculpture: 40 Years" im Museum of Modern Art in New York, 8.585/Tag - "Die Guggenheim Sammlung" in der Bonner Kunsthalle, 811.500 Gesamt)) oder im Bereich Architektur und Design ("Kisho Kurokawa" im National Art Center, Tokyo, 3.280/Tag - "California College of the Arts at 100", SFOMA, San Francisco, 319.886 Gesamt).
Unumstrittener Spitzenreiter bei den Museen ist der Louvre (8,300.000 Besucher), gefolgt vom Centre Pompidou (5,509.425) und der Tate Modern (5,191.840). Das Wiener Kunsthistorische Museum und das Pergamonmuseum in Berlin finden sich mit respektiv 1,289.572 und 1,134.567 Besuchern im Mittelfeld. Allgemein lässt sich feststellen, dass im Ausstellungsbereich die amerikanischen und asiatischen Museen (Tokyo) die Nase vorne haben, und dass es die "klassischen" Kunstausstellungen sind die das Publikum magnetisch anziehen.

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6.3.08

Wien Museum

In seiner Ausgabe vom 5.3. berichtet der "Standard" dass der Vertrag des Direktors des Wien Museums um weitere 5 Jahre verlängert wurde. Wolfgang Kos war nach dem Studium von Geschichte und Politologie Journalist und leitender Redakteur des Österreichischen Rundfunks (ORF). Ein Aussenseiter also auf dem Posten des Direktors des ehemaligen Historischen Museums der Stadt Wien! Während seiner Amtszeit hat sich das Museum vom eher langweiligen Stadtmuseum zu einem lebendigen Gesellschaftsmuseum gewandelt mit Ausstellungen wie "Die Sinalco-Epoche. Essen, Trinken, Konsumieren nach 1945" (2005), "Männerwelten, Frauenzimmer. Interventionen in der Dauerausstellung" (2006), "Im Wirtshaus. Eine Geschichte der Wiener Geselligkeit" (2007), "Ganz unten. Die Entdeckung des Elends, Wien-Berlin-London-Paris-New York" (2007), "Baby an Bord. Mit dem Kinderwagen durchs 20. Jahrhundert" (2007/08). Nächste Etappe sind die Sanierung der Depots und die Neuadaptierung der ständigen Schausammlung. Neben dem Haupthaus am Karlsplatz "bespielt" das Wien Museum vor allem die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, das Pratermuseum, das Uhrenmuseum, diverse Musikerwohnstätten und Ausgrabungen.
Gut gemacht auch der monatliche newsletter per e-mail mit Angaben zu aktuellen Ausstellungen und Veranstaltungen, Gewinnspiel und links zum Museum.

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5.3.08

"Renaissance / Revival"

Unter diesem Titel veröffentlichen die Architekten Brojet-Lajus-Pueyo und Emmanuel Nebout ein Buch anlässlich der Wiedereröffnung des Musée Fabre in Montpellier. Zahlreiche Photos und Skizzen illustrieren die Herausforderungen und Lösungen des 5-jährigen Renovationsprojektes dieses bedeutenden Kunstmuseums in Südfrankreich. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme werden die Geschichte der "Wiedergeburt" des Museums, die Neugestaltung der Schausammlung, die Konzeption der Übergangsbereiche, die Wahl von Farben und Lichtgestaltung erläutert. Das Buch ist zweisprachig, englisch und französisch und eine anregende Lektüre sowohl für Architekten als auch für Museumsleute, Ausstellungsgestalter und last but not least Museumsbesucher denen hier die Subtilitäten eines Museums vor Augen geführt werden, denen sie sich vielleicht nie richtig bewusst geworden sind, deren Stimmigkeit ihren Besuch aber zweifellos beeinflusst hat.
Brochet-Lajus-Pueyo, Emmanuel Nebout, 2007, Renaissance - Revival. Musée Fabre Montpellier. Texte von Pascale Blin. Brüssel, AAM Editions, 160 p. ISBN 978-2-87143-182-4

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2.3.08

Museumsblog auf französisch

Sehr interessant ist der französischsprachige Blog MuséoGraphie-MuséoLogie, ein Blog, der im Institut Denis Diderot der Universität von Dijon beheimatet ist. Dort wird seit langer Zeit auch Museologie und Museographie in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen als Studienfach angeboten. Liest sich gut, es lohnt sich mal reinzuschauen.

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Museen und ihr zweites Leben

Second Life - was war das nochmals? Interessiert sich überhaupt noch jemand dafür? Ja, die Museen, die ja immer etwas länger für alles brauchen und nicht merken, dass alles schon wieder ganz anders ist. Deswegen findet nun der alljährliche, weltweite Museumstag auch im Second Life statt - auf das die jungen Menschen mal hinklicken?
Überlegungen dazu nachzulesen bei Kulturelle Welten.

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