27.2.10

Architektur in Paris

Geradezu euphorisch berichtet Frédéric Edelmann in Le Monde über eine Ausstellung im Pavillon d'Arsenal in Paris: Hier sind 58 Architekturmodelle aus dem Besitz des Centre Pompidou ausgestellt, die realisierte Bauprojekte in der Metropolenregion Paris zeigen. Œuvres construites, 1948-2009 - Architectures de collection, Paris Ile-de-France heißt die Ausstellung, die laut Edelmann eine "ville imaginaire" entstehen lässt - auch gerade deswegen, weil sie die über 60 Jahre Pariser Architekturgeschichte nicht lückenlos erzählt. Vieles kennt man aus den Parisbesuchen, das CNIT in La Défense über die Tour Montparnasse aus den 1950er Jahren oder die Bauten von Jean Nouvel wie die Fondation Cartier.

Fantastisch und pfiffig ist nach Edelmann die Inszenierung, die die Modelle, Zeichnungen mit Videoinstallationen und Spiegeln kombiniert. Er verspricht uns ein großes Vergnügen in der Ausstellung - auch wenn ihm nicht alle Modelle bzw. die Realisierung gefallen.
Etwas kritischer über die Ausstellung berichtete Marc Zitzmann in der NZZ - für ihn ist "die Schau eine Spur zu oberflächlich".

Da hilft wieder einmal nichts: selbst hinfahren! Bis Ende März haben wir dazu noch Zeit.
Das Pavillon d'Arsenal ist sowieso immer eine gute Adresse für alle, die sich für Architektur und Pariser Stadtplanung interessieren. Und: der Eintritt ist frei.

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26.2.10

Figurinen XX



Diese Figurinen habe ich leider nicht selbst gesehen, sondern der Kollege Jörn Borchert hat sie aufgetan - in Rotterdam im Maritimen Museum, genauer gesagt auf dem Museums-Schiff Buffel. Auf Kulturelle Welten kann man alles über den Museumsbesuch erfahren.
Ich bin etwas neidisch, dass ich diese neue Spielart von Figurinen in langen Unterhosen und mit nacktem Oberkörper (noch) nicht selbst gesehen habe - sie gehören eindeutig zu den schönsten Exemplaren!

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25.2.10

Sitzen im Museum XV


Stylisch: Mit dem biomorphen Gebilde von den Londoner Architekten Peter Cook und Colin Fournier im Rücken, kann die Besucherin im Kunsthaus Graz der Hör-Installation einer Straße lauschen.

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24.2.10

Vergessene Fotografen

Unbelichtet. Münchner Fotografen im Exil heisst die derzeitige Ausstellung im Jüdischen Museum in München. Im Mittelpunkt stehen die drei Fotografen Alfons Himmelreich (1904-1993), Efrem Ilani (1910-1999) und Jakob Rosner (1902-1950). Sie waren in den 1930er Jahren von München aus ins damalige Palästina emigriert. Sie konnten sich dort auch als Fotografen etablieren, weil ein Bedarf an fotojournalistischen Dokumentationen bestand - als Werbung für die moderne zionistische Bewegung.
Die Fotografien erzählen vom Entstehungsprozess Israels vor allem in den 1930er und 1940er Jahren und porträtieren mit Vorliebe Menschen bei der Arbeit. Auftragsarbeiten beobachten die EinwanderInnen bei landwirtschaftliche Tätigkeiten oder in der Fabrik. Ästhetisch qualitative Aufnahmen wie die Produktfotografien weisen auch vielfältige Bezüge zur europäischen Fotogeschichte auf, stehen sie doch für das Neue Sehen in der Fotografie.

Die luftige Gestaltung des Ausstellungsraumes und die Farben - viele Grautöne - schaffen eine angenehme Atmosphäre und fördern die Lust am Schauen.

In einem zweiten Raum werden weitere vergessene Fotografen und Fotografinnen aus München gewürdigt: in einem bio-bibliografischen Lexikon werden 50 FotografInnen vorgestellt, die zwischen Ende des 19. Jahrhunderts bis Ende der 1930er Jahren in München arbeiteten. 1938 mussten alle jüdischen Ateliers aufgrund der rassistischen Nazi-Gesetzgebung schließen. Vielen FotografInnen gelang die Emigration, andere wurden ermordet, und ihr fotografisches Schaffen vernichtet. Die Münchner Fotogeschichte wird in dieser Ausstellung also nochmals neu beleuchtet.

Kuratiert wurde die Ausstelllung von Tatjana Neef, die Szenographie stammt von Juliette Israël. Empfehlenswert ist auch das aufwändig gestaltete Begleitbuch, erschienen im Kehrerverlag.
Die Fotos stammen von der Internetseite des Jüdischen Museums.

Auf BR-online/Bayern 1 kann man hier ein Audio anhören und eine Rezension in der Welt lesen.
Am schönsten ist es natürlich, selbst hinzugehen - die Ausstellung läuft noch bis zum 23. Mai.

Und wer schon einmal dort ist, sollte auf keinen Fall die sehenswerte Dauerausstellung versäumen!

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21.2.10

Im Zeughaus

Es ist kalt, es riecht leicht nach Ballistol, die Holzdielen knarzen und die Augen begreifen nicht so recht, was sie da eigentlich sehen: Vier Etagen voll mit Waffen, Harnische, Handfeuerwaffen, Helme, Kanonen, Stangen, Lanzen... rund 32. 000 Objekte, laut Beschreibung.
Wir sind im Landeszeughaus der Steiermark in Graz genauer in einer original erhaltenen Rüstkammer, die in diesem Gebäude (links ein Blick auf den Hintereingang) ab Mitte des 16. Jahrhunderts zur Verteidigung der Steiermark eingerichtet worden war.


Ende des 17. Jahrhundert war die Grenze nach Osten hin befriedet, Waffen und Rüstungen wurden überflüssig. Anstatt alles aufzulösen, verwandelte man dann einige Jahrzehnte später das Zeughaus mit den verbliebenen Restbeständen (das ist jetzt etwas abgekürzt) in ein Museum, das seit Ende des 19. Jahrhundert zum Universalmuseum Joanneum gehört.

Während die Rüstungskammer nahezu unverändert blieb, fügte man in den 1990er Jahren im Erdgeschoss eine Dauerausstellung hinzu, um die Notwendigkeit der Waffen für die Steiermark zu erklären und Situationen aus dem Alltag eines Soldaten aus dem 17. Jahrhundert zu visualiseren.

Trotz der didaktischen Einführung ist eine Mischung aus Faszination und Voyeurismus, die einem beim Durchqueren der langen Gänge mit den vielen Waffen begleitet, nicht von der Hand zu weisen. Viele der ausgestellten Objekte sind einfach schön: die kunstvoll verzierten Harnische oder die sorgfältig verarbeiteten Kuhhörner für Schießpulver eignen sich gut für eine Ästhetisierung.

Ein interessantes Kulturerbe, aber auch ein schwieriges - denn wie setzt man so etwas in Szene, ohne Gewalt zu verherrlichen?


Hier ein Video vom ORF für einen ersten Eindruck.

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19.2.10

Sitzen im Museum XIV




Das Jüdische Museum in München bietet so viele spannende Einblicke, dass man als Besucherin gar nicht zum Hinsitzen kommt - auch wenn es sich um Hocker des geschätzten Egon Eiermann handelt.

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16.2.10

Figurinen im Museum IXX




Immer eine sichere Bank für Figurinen: militärgeschichtliche Museen, wie das Heeresgeschichtliche Museum in Wien.


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8.2.10

Auf die Schnelle

Das Konzept klingt gut: ein Miniprogramm - Dauer 3 1/2 Minuten - um ein Kunstwerk in der französischen Provence vorzustellen. Das kann ebenso gut der Museumsbau von Henri Ciriani (Musée de l'Arles antique) sein, als eine Installation der Marseiller Modeschöpferin Fred Sathal, ein Werk des jungen Künstlers Lionel Scoccimaro im MAC (Musée d'art contemporain in Marseille) oder der Pavillon Noir in Aix-en-Provence, Bühne, Proberaum und Heimstatt der Truppe des Choreographen Angelin Preljocaj, entworfen von Rudy Ricciotti der auch für das künftige MuCEM verantwortlich zeichnet.
Die kurzen virtuellen Führungen kann man entweder im Internet ansehen oder im lokalen Fernsehen (jeden Mittwoch um 19h50 auf LCM).
Das ganze nennt sich "Bulle d'Art" und will gleichzeitig amüsant und lehrreich sein. Die klaren und leicht zugänglichen Texte schreiben das jeweilige Objekt in seinen kunsthistorischen Kontext ein und setzen keinerlei Spezialwissen voraus.
Klassische Meisterwerke stehen ebenso auf dem Programm wie Design, Architektur, Photo oder Video, Ausstellungen, Museen oder Sammlungen. Bulle d'Art möchte zeigen, dass die Provence abseits vom Touristenklischee reich an Kunst jeder Art ist die nur darauf wartet, von Amateuren oder einfach nur Neugierigen entdeckt zu werden: eine schlaue Methode ein grosses Publikum mit Kunst, vor allem auch zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen und die Scheu vor dem Ungewohnten zu nehmen.
Schade ist nur dass die Konzepteure dieser Minisendung, meines Erachtens, ein bisschen zu viel auf visuelle "Gags" setzen die wohl vor allem auf ein jugendliches, mit Videospielen vertrautes Publikum zielen. Etwas weniger Effekte, etwas weniger Musik und auch etwas weniger Präsenz der, zweifellos hübschen, Präsentatorin würde der Idee keinen Abbruch tun, aber erlauben sich mehr auf das Wesentliche, nämlich das Kunstwerk, zu konzentrieren.



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Genuss im Museum

Ein echter Genuss ist die Ausstellung Koscher & Co. Über Essen und Religion im Jüdischen Museum in Berlin: der Genuss beruht auf einer spannenden Ausstellungsidee, die mit schönen Objekten kongenial umgesetzt wurde.

Doch von vorne: Am Eingang der Ausstellung bekommt man von der netten Dame einen Löffel in die Hand gedrückt. Mit diesem Löffel, so erklärt sie, kann man Rezepte einsammeln, in dem man ihn auf einen dafür bereitgestellten Teller streicht. Die Rezepte können zu Hause dann im Internet abgerufen werden. Das funktioniert und macht Spass, blinkt doch der Teller immer so schön auf, wenn der Löffel über ihn streift, so dass man bei der Sache bleibt, um ja nicht den nächsten Teller zu verpassen.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Verhältnis von Essen und Religion. Warum essen Menschen so unterschiedliche Sachen und warum nicht? Warum gilt manche Nahrung, manches Tier als rein und warum nicht, sind die Hauptfragen.
Die jüdischen Speisegesetze, die Kaschrut, werden ergänzt um einen Blick auf christliche, hinduistische und islamische Traditionen. In zehn Gängen wird uns die Ausstellung serviert. Verbote wie Gebote spielen eine Rolle, hauptsächlich aber der identitätsstiftende Aspekt, den der Soziologe Georg Simmel hier so schön einmal beschrieben hat. Die Religion wird sozusagen mitgegessen. Die Ausstellung fängt bei der biblischen Schöpfungsgeschichte mit Adam und Eva an - visualisiert mit zwei Statuen, flankiert von einer Parade reiner und unreiner Tiere.


Dem Raum Eden folgen Gesetz, Opfer, Fleisch, Brot, Wein, "Mahl", Genuss und Verzicht, Brot des Elends und Identitäten - hier sind wir bei der Gegenwart angelangt.
Der Genuss, die sinnlichen Gaumenfreunden und Symbole in der Küche werden vielgestaltig präsentiert: der Bogen spannt sich dabei von Gemälden, Fotografien, rituelle Gegenständen, alltäglichen Küchenutensilien zu handlungsüblichen Nahrungsmitteln aus der Gegenwart. Es macht Spass, sich in die Inhalte zu vertiefen, weil die Texte gut geschrieben sind und auch in die Tiefe gehen. Viele Fragen werden beantwortet, auch die, die man sich so gar nicht gestellt hätte (- etwa wie sich das koscher essen mit den tierischen Ungeziefer im Salat vereinbaren lässt, eigentlich ein interaktive Station für Kinder...)
Die Ausstellung ist, (um bei den Begrifflichkeiten des Essens zu bleiben) keine leichte Kost, aber auch nicht zu schwer verdaulich.


Auch das Auge isst ja bekanntlich mit: Die 10 Räume haben alle ein eigenes Thema, das sich in Farben, oder in Ton- oder Bild installationen widerspiegelt. Sehr schön integriert sind die Medien: mal füllen Hör-Installationen einen ganzen Raum. Auf Monitoren, die zwischen die Vitrinen unauffällig eingepasst sind, kann man mit sich zum Beispiel Filmausschnitte ansehen. Sehr schön ist die Installation eines Tisches, an dem gemeinsam gegessen wird.
Besonders beeindruckend ist auch der schlicht gehaltene Raum, in dem es um die Einhaltung der Speisegesetze während der NS-Zeit geht - sichtbar gemacht vor allem mit damals ausgegegeben Essenskarten mit unvorstellbaren Streichungen.

Die Ausstellung ist noch bis Ende Februar zu sehen und unbedingt zu empfehlen. Es ist damit zu rechnen, dass Sie am Ende Appetit bekommen haben - vor allem wenn Sie sich noch die Videointerviews am Ende der Ausstellung anschauen, in denen die interviewten Personen die jüdischen Speisegesetze für ihr Leben und Glauben erläutern. Abhilfe tut dann das museumseigene Cafe, und auf dem Weg dahin kann man sich an koscheren Gummibärchen aus dem Automat erfreuen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, Projektleiter der Ausstellung ist Bodo-Michael Baumunk, die Gestaltung stammt von Norbert W. Hinterberger und Catarina Popp.
Hier und hier können noch Ausstellungsrezensionen gelesen werden.

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