6.3.09

Alles fürs Kind




Selbst wenn man Paris ausklammert und nur einen Vergleich mit anderen Provinzstädten (Lyon, Montpellier, Lille...) anstellt, ist Marseille, was Museen betrifft, nicht eben reich ausgestattet. Das Kunstmuseum im Palais Longchamp ist für Renovierungsarbeiten geschlossen, ein Ende dafür noch nicht abzusehen. Das historische/archäologische Museum dieser an griechischen und römischen Funden unglaublich reichen Stadt ist im Untergeschoss eines Einkaufszentrums vor jedem möglichen Publikumsandrang vorsichtshalber gut versteckt, das "volkskundliche" Stadtmuseum überhaupt geschlossen und vermutlich aufgelassen...

Einen Ort gibt es jedoch, der nicht so leicht seinesgleichen findet: Le Préau des Accoules. Mitten im ältesten Viertel der Stadt, dem Panier, gelegen war das zwischen 1699 und 1702 errichtete Gebäude ursprünglich ein Observatorium der Jesuiten. Als der Orden 1760 vertrieben wurde, ging das Gebäude in den Besitz der Stadt über, die 1780 hier die Akademie der Wissenschaften, Künste und Literatur (Académie des Sciences, Arts et Belles Lettres) einrichtete.

Hinter der nüchternen Fassade in der steilen, engen Gasse der Montée des Accoules, verbirgt sich ein grosser, heller Saal unter einem von neoklassischen Säulen getragenen Plattgewölbe, entworfen von Esprit-Joseph Brun zwischen 1782 und 83. Und hier befindet sich ein Museum, eigentlich eher ein Ausstellungssaal, der den Kinern gewidmet ist.

In Zusammenarbeit mit den verschiedenen Museen Marseilles werden hier Ausstellungen ganz speziell für ein junges Publikum (ab 4/5 Jahren) konzipiert. Die aktuelle Ausstellung heisst "Die Schule der Maler" (L'école des peintres). Anhand von 10 Portraitgemälden aus der Sammlung des Kunstmuseums können die Kinder eine Reise durch Europa und die Epochen zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert machen. Zwei Animateure begleiten die Kinder die ihrerseits den Spuren berühmter Künstler folgen, ihren Reisen, Begegnungen, Einflüssen zwischen Italien, Holland, Frankreich oder Flandern.

Es wird gemalt, und erklärt, gebastelt und ausgeschnitten... und das alles ist umsonst. Gerne von Schulklassen besucht, gelingt es dem Préau des Accoules so aber auch die in nächster Nähe beheimatete Bevölkerung, die zum grossen Teil aus Nordafrika und den Kommoren stammt, einzubeziehen. Es genügt die Türe aufzustossen....

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