Museen und menschliche Reste
Le Monde berichtet in seiner Ausgabe vom 26.2. über ein internationales Symposium am Pariser Musée du Quai Branly. Organisiert auf Verlangen der Kulturministerin Catherine Albanel in Antwort auf eine kürzliche Polemik über die Rückgabe von Maorischädel debattierten europäische und amerikanische Museumsdirektoren, Vertreter ethnischer Minderheiten, Anthropologen, Soziologen und Juristen über die Problematik der Bewahrung menschlicher Reste in westlichen Museen. Der Anthropologe Maurice Godelier wies darauf hin, dass für viele Kulturen der Tod nicht das Ende des Lebens darstellt, sondern eine Etappe. Die Maori verlangen daher die Rückgabe der Schädel ihrer Vorfahren, um ihnen die Kriegern und Stammesführern gebührenden Rituelle zu erweisen. "Wir sind nicht gekommen um eure Museen zu leeren", sagte der senegalesische Prähistoriker Abdoulaye Camara, Direktor des Museums afrikanischer Kunst in Dakar, "Wir verlangen nur die Rückgabe jener Objekte die für unsere kulturelle Identitätsfindung wichtig sind". Angesichts der wachsenden Forderungen weisen die Forscher darauf hin, dass dank eben dieser Reste bedeutende Erkenntnisse über Lebensumstände, Krankheitsverbreitungen und die generelle Evolution der Menschheit gewonnen werden konnten. Die Ansichten und Vorschläge gingen in vielerlei Hinsicht auseinander. Jean-Pierre Mohen, Direktor der Sammlungen des Quai Branly und Verantwortlicher der Renovation des Musée de l'Homme setzte sich für einen pragmatischen Zugang und Zusammenarbeit mit den Vertretern der betroffenen Ländern ein, während Alain Froment, wissenschaftlicher Leiter der anthropologischen Sammlungen des Musée de l'Homme sich gegen eine generelle Rückerstattung aussprach. Einzelne Stücke können, seiner Meinung nach, restituiert werden, wenn der Antragsteller einen Nachweis seiner Filiation erbringen kann...! Ein Zugang, der übrigens der niederländischen Gesetzeslage entspricht.
Eines steht jedenfalls fest: ethnische Minderheiten verfügen heute über Möglichkeiten, Druck auf die Museumsszene auszuüben und die Diskussionen über Restitution sind auch auf diesem Gebiet noch weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein.
Eines steht jedenfalls fest: ethnische Minderheiten verfügen heute über Möglichkeiten, Druck auf die Museumsszene auszuüben und die Diskussionen über Restitution sind auch auf diesem Gebiet noch weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein.
Labels: Ethnologie, Frankreich, Paris, Restitution
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