28.5.09

Der Grundstein für den Wüstenlouvre ist gelegt

"Eine Botschaft der Toleranz", so beurteilte die französische Kulturministerin Christine Albanel die Auswahl der Werke für diese Ausstellung. Freilich, die Christus-Skulptur, der chinesische Buddha, der mamlukische Koran und die griechische Amphore hätte hierzulande niemand zu solch einem Kommentar veranlasst. Doch die Ausstellung, in der diese Werke u.a. präsentiert werden, ist in Abu Dhabi im Hotel Emirate Palace zu besichtigen und trägt den Titel: Talking Art: Louvre Abu Dhabi. Sie ist so etwas wie eine Vorschau auf die umstrittene Außenstelle des Louvre, die 2013 eröffnet werden soll.
Die Zeitung Le Monde berichtet über die Ausstellungseröffnung am 26. Mai und beschreibt, wie sehr alle sich über diesen Anlass freuen, auch Herr Sarkozy, der die überschaubare Ausstellung eröffnete. Zehn Stücke stammen aus französischen Museen, 19 Stücke wurden für die Außenstelle erworben und hier erstmals gezeigt. Bei der Außenstelle des Louvre ging es ja vor allem auch um den Transfer von europäischer Kultur. Allzuviel Europa sollte es dann auf islamischen Boden dann auch nicht sein: nackte Frauen - ein doch sehr beliebtes Sujet der europäischen Maler über Jahrhunderte hinwege - gibt es hier keine zu sehen. So etwas hatten die KritikerInnen ja schon zuvor befürchtet.
Le Monde erinnert auch daran, dass die zehn ausgeliehenen Bilder zur Vereinbarung gehören, die Abu Dhabi mit der französichen Regierung geschlossen hatte - bis zur Eröffnung sollen französische Museen bis zu 300 Bilder pro Jahr an die Vereinigten Emirate ausleihen (und erhalten dafür 1 Milliarde Euro).
Dem neuen Museum kam man bei dieser Gelegenheit auch ein Stück näher: Sarkozy und Scheich Muhammad ibn Zayid Al Nahyan legten den Grundstein für das von Jean Nouvel konzipierte Gebäude. Dabei handelte es sich um einen Behälter mit Botschaften von einem französischen Kind und einem Kind aus dem Emirat. Was auf diesen Zetteln stand, weiß Le Monde aber leider nicht.

Die Liberation hat den Anlass vor allem dazu genutzt, auf die miserablen Bedingungen hinzuweisen, denen die Arbeiter, zumeist Einwanderer aus Südasien, auf der Riesenbaustelle auf der Insel ausgesetzt sind. Die Zustände waren in einem Bericht von Human Rights Watch kritisiert worden. Auf der sogenannten Glücksinsel, auf der die Prestige-Museen wie eine weitere Außenstelle von Guggenheim stehen werden, ist hinter den Kulissen Toleranz wohl ein Fremdwort.

Labels: , ,