9.2.07

Pflanzliche Tollerei

Patrick Blanc hat grüngefärbte Haare und ganz lange Fingernägel, mit denen er aber erstaunlich filigran zarte Pflanzen anfasst. Er ist habilitierter Biologe, genauer Tropen-Botaniker. Seine Liebe zu Pflanzen hat sich während zahlreicher Besuche von Aquarien schon in seiner Kindheit entwickelt, wobei er bald feststellte, dass die Fische eigentlich überflüssig sind. Seit einiger Zeit erfreut er andere Menschen mit seinen Kenntnissen von Pflanzen, indem er sogenannte murs végétals in oder an Gebäuden in der ganzen Welt erstellt. Die mittlerweile bekannteste ist die am Verwaltungsgebäude des Musée du Quai Branly. Nun hat er im Espace Electra des französischen Stromkonzernes EDF in Paris eine Ausstellung inszeniert, die eine wahre Freude ist. Das graue Pariser Schmuddelwetter war sofort vergessen, als ich durch die Tür trat: Es ist dunkel, sehr feucht und über mir wölbt sich eine Decke aus hängenden Pflanzen, begleitet vom Rauschen eines Wasserfalles. Die Ausstellung widmet sich den Pflanzen, die ganz wenig Licht brauchen, Pflanzen, die etwa in oder am Rande von Grotten wachsen. Es macht totalen Spass, diese Pflanzen zu entdecken, die beim näheren Betrachten viele Eigenheiten aufweisen. Im Untergeschoß wabert Nebel um eine Felsinstallation, auf dem oberen Stockwerk rauscht das Wasser in kunstvoll arrangierten Röhren, in denen Wasserpflanzen gleichsam schweben. Beeindruckend sind auch die Fotografien bzw. die Mikroskopaufnahmen von Früchten, Blüten, Blättern und Wurzeln. Und im Film (deshalb weiss ich auch von seinen Haaren und den Fingernägeln), der Patrick Blanc vorstellt, sagt er präzise, was sein Anliegen ist: Zu zeigen, wie anpassungsfähig Pflanzen sind und welchen großen Beitrag sie für die Biodiversität leisten. Das Rauschen des Wassers, die Lichteffekte, der Geruch der Pflanzen und die Farben der Pflanzen machen aus der Ausstellung ein wahrhaft synästhetisches Erleben. Kein Wunder, dass die Ausstellung an einem Vormittag mitten in der Woche sehr gut besucht ist. Aufgrund des großen Erfolges ist die Ausstellung bis zum 18. März verlängert worden.
Folies végétales via Kulturelle Welten.