24.1.07

Was macht eigentlich Peter Tamm?

Wir erinnern uns: Peter Tamm in Hamburg, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Springer-Verlags, mag Schiffe und er hat eine große Sammlung davon. Das ist nicht weiter verwunderlich, sind doch Hamburger Museen voll mit Objekten aus der Seefahrt - ich nenne nur das Altonaer Museum und das Hamburgmuseum. Tamm konnte aber die Stadt überzeugen, dass er die tollsten Schiffe hat und bekommt deshalb ein Museum im historischen Kaispeicher B in der Hafencity geschenkt. Für 30 Millionen kann nun Peter Tamm machen, was er will - welches Museum träumt nicht von solch einer Möglichkeit? Gegen das Museum hat sich eine Initiative Tamm-Tamm formiert, die auch gleichnamiges Buch herausgab. Doch alles umsonst, während die ehemals staatlichen Museen gegen Geldnot und gar Schließung ankämpfen, wurde 2004 in der Speicherstadt der Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und Tamm unterzeichnet. Die Sammlung, die laut Welt "27 000 Schiffsmodelle, 40 000 Pläne, Gemälde und Grafiken, Filme, Bücher, Fotos und weitere historische Stücke" umfasst, soll auf 12.000 Quadratmeter Platz finden. Darunter sind, was die "Welt" freilich mit keinem Satz erwähnt, zahlreiche Nazi-Devotionalien, an denen sich die Kritik reibt. Was Tamm genau machen möchte, weiss aber keiner so richtig, auch nicht der Beraterkreis von Museumsdirektoren, der ihm da von der Stadt zur Seite gestellt wurde. Die Geschäftsführerin des neuen Museums möchte nichts verraten, wie sie der "Welt" sagt, mit der Begründung, das würde sonst "kopiert" werden. Wenn man allerdings Sätze, ebenfalls in der Welt, wie diesen liest: "Im "Internationalen Maritimen Museum" sollen Besucher die 3000 Jahre alte Geschichte der Seefahrt sehen, hören, riechen, begreifen", dann fragt man sich schon, wer da wen kopiert, so banal klingt das. Vielleicht gibt es gar kein schlüssiges, wissenschaftliches Konzept? Die Eröffnung wurde schon zwei Mal verschoben und so lautet gar die Überschrift in der Hamburger Morgenpost vom 3.1.2007: "Schiffbruch beim Tamm-Museum? Finanzierung und Konzept der Schau sind den Experten ein Rätsel." Isabel Hoffmann, die Autorin, deckt zugleich auf, wie unkritisch die anderen Hamburger Blätter (alle Springer-Verlag, wen wundert's?) über das Maritime Museum berichten.

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1 Kommentare:

Anonymous Anonym sagte...

Lohnend ist es in diesem Zusammenhang auch, sich den allzu schönfärberischen Artikel in der Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Tamm) und die vorherigen Versionen des Artikels (über den Kartenreiter Versionen/Autoren) zu betrachten.
Hintergründe beleuchtende Nebensätze wie "Hierzu ist eine Stiftung geplant, der die Stadt Hamburg etwa 30 Millionen Euro gibt, ohne an der Leitung in irgend einer Weise beteiligt zu sein" wurden dort zuletzt gelöscht, während auf die Zukunft spekulierende Allgemeinplätze ("wird die Hansestadt aber ein Museum von Weltrang erhalten.") beibehalten werden. Offensichtlich ist auch hier eine Auseinandersetzung über die richtige Einschätzung der Sammlung eines alten Herrn im Gange.

24/1/07 14:41  

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