In jeder Vitrine ein Gewehr
Die Briten sind offensichtlich stolz auf das, was sie im militärischen Bereich erreicht haben und gehen damit, so scheint es, ganz umbefangen damit um: im Imperial War Museum in London trifft man nicht nur technikbegeisterte Männer oder ehemalige Angehörige der Royal Armee, sondern auch Familien mit kleineren Kindern, die sich nach dem Ausstellungsbesuch im Shop begeistert mit Panzern und Kriegsschiffen eindecken. Das Imperial War Museum hat alles, was ein Museum in unserer Zeit bieten sollte: es ist an vielen Stellen interaktiv, spricht alle Sinne an und macht augenscheinlich jeder Altersgruppe Lust, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die Dauerausstellungen zum Ersten und Zweiten Weltkrieg oder die Abteilung zum "Secret War" weisen eine solide Museographie auf. Die Zeit nach 2001 allerdings erscheint etwas ausgespart: während "Secret War" sich auch mit Terrorismus, insbesondere mit der IRA beschäftigt, enden die "Militärischen Konflikte nach 1945" mit dem ersten Golfkrieg 1990/91, wobei viele der Protagonisten von heute zumindest auf Fotos dabei sind.
Vor dem Eingang zum "Blitz Experience" ist eine lange Schlange; es sind solche Inszenierungen, die das Museum für viele so attraktiv macht: wo kann man denn sonst einen Bombenflug auf London miterleben, riechen, spüren? Dass das Ganze eher den Charakter einer gut gemachten Geisterbahn hat, stört keinen.
In einem interessanten Artikel in der ZEIT über die Kriegsmuseen in England von 2003 lese ich: "Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es nur ein einziges Jahr, in dem kein britischer Soldat getötet wurde." Das Museum hilft, die Trauer darüber und das Entsetzen über Krieg - auch britische Soldaten sind u.a. im Irak im Einsatz - abzumildern und eine gesellschaftliche Akkzeptanz dafür zu schaffen.
Labels: England
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