Die Zitadelle von Bitche
Mächtig drohend steht die Zitadelle über Bitche, einem kleinen Städtchen an der deutsch-französischen Grenze in der Nähe von Zweibrücken im Département Moselle. Heute ist die Festung ein Museum: die Besucher erwartet ein Rundgang zu Architektur und Geschichte in 12 Stationen (Schilder), ein kleines Museum zur Kriegssituation 1870 und ein unterirdischer Filmparcours. Das Wichtigste bei der Besichtigung ist der Kopfhörer, der mit Infrarot funktioniert und für die zahlreichen deutschen Besucher natürlich auch auf deutsch läuft. Im Film, der den Besucher in kleinen Häppchen dosiert ins Innere der Anlage führt, geht es um die 230-tägige Belagerung der Bayrischen Truppen während des Krieges 1870/71 zwischen Frankreich und den deutschen Landen. Der Filmparcours wurde im Mai 2006 neu gestaltet und ist sehr aufwändig zum Teil in den Räumlichkeiten, in denen der Zuschauer steht, produziert. Als Erzähler und Chronist fungiert ein junger Mann, der als französischer Soldat vom Alltagsleben in der Festung und vor allem vom Kriegsgeschehen berichtet. Die Szenen in der Festung wurden selbst in Farbe gedreht, dazu kommen Einblendungen in schwarzweiss aus deutschen und französischen "Wochenschauen", mit Flimmern und Knistern. Das ist so gut inszeniert, dass einige Besucher es gar nicht merken werden, dass es sich um nachgestellte Szenen (wie Bismarck am Schreibtisch, Königin Eugénie beim Spazierengehen) und nicht um Originalaufnahmen handelt.
Leider kam es den Machern des wirklich ausgezeichneten Filmes machmal mehr auf die Effekte an als auf historische Genauigkeit. So war alles etwas reißerisch: im Film wurde vergewaltigt, drastisch ein Bein amputiert, ein Baby geboren (auf wundersame Weise ohne Nabelschnur), vom blutigen Kriegsgetümmel ganz zu schweigen. Ich hatte manchmal gar keine Lust, hinzuschauen; es wäre interessant zu erfahren, was Eltern mit kleinen Kindern darüber denken (vielleicht ist das ein Tipp für Herrn Borchert vom Kulturelle Welten-Blog , einmal mit seinem persönlichen Museumsberater hinzugehen). Es wurde vieles nur angedeutet und nicht zu Ende geführt: Zum Beispiel wurde erzäht, dass das Wasser knapp wurde und man dringend für Nachschub sorgen mußte. Woher das Wasser dann kam, hat man nicht erfahren. Oder dass alle Tiere geschlachtet werden sollten - nachher zog der Kommandant mit seiner Truppe, der nach über 230 Tagen und den im Film geschilderten Leiden seltsamerweise wie geschniegelt wirkte, mit Pferden ab. Und man hat den genius loci zu wenig genutzt. Nur ab und an gab es ein paar kurze Erklärungen zu den Räumlichkeiten, in denen man sich gerade befand - und die waren schon sehr beeindruckend. Wieder nach oben geklettert, ging es im Museum, einen Raum von ca. 100 qm, mit dem Krieg weiter. Hier wurde ein Gedicht von Rimbaud vom "schlafenden Soldaten", der anscheinend friedlich schlafend im Gras liegt, aber zwei Löcher im Kopf hat, inszeniert. Auf der einen Seite liegt der französische Soldat in einem Glassarg mitsamt Ausrüstung, auf der anderen Seite sein bayrisches Pendant - erstmals sind also museale Objekte zu sehen. Dazwischen sind ein paar Gewehre und ein paar aufgeblasene Fotos mit Kriegsszenen präsentiert, die wohl für die Front stehen. Auch hier werden Kriegsszenarien audiovisuell übermittelt. Zum Lesen der Texte, etwa der zur Geschichte der Zitadelle in einer Nische, muss man den Kopfhörer abnehmen - und verpasst hinterher wieder den Einstieg. Diese Dauerberieselung - auch beim Herumlaufen in der Festung - fand ich extrem störend. Ich hätte es besser gefunden, wenn ich selbst das Audio-Angebot etwa durch die Eingabe von Zahlen hätte bestimmen können. Als meine beiden Begleiterinnen und ich später rekapitulierten, was wir nun eigentlich erfahren hatten, war das erschreckend wenig. Der Tag fand dennoch einen unerwartet schönen und friedlichen Höhepunkt durch die Besichtigung des Jardin de la Paix, der im stolzen Eintrittspreis von 9 Euro enthalten war. In der 2002 eingeweihten Gartenanlage zwischen Festung und Stadt durften sich städtische Gartenkünstler austoben. Das Ergebis sind kleine, künstlerische Installationen zu Themen, die Pflanzen in einer mir bislang unbekannten Art und Weise präsentierten. Besser als die Bundesgartenschau in München, so lautete sogar das Urteil einer meiner Begleiterinnen.
Leider kam es den Machern des wirklich ausgezeichneten Filmes machmal mehr auf die Effekte an als auf historische Genauigkeit. So war alles etwas reißerisch: im Film wurde vergewaltigt, drastisch ein Bein amputiert, ein Baby geboren (auf wundersame Weise ohne Nabelschnur), vom blutigen Kriegsgetümmel ganz zu schweigen. Ich hatte manchmal gar keine Lust, hinzuschauen; es wäre interessant zu erfahren, was Eltern mit kleinen Kindern darüber denken (vielleicht ist das ein Tipp für Herrn Borchert vom Kulturelle Welten-Blog , einmal mit seinem persönlichen Museumsberater hinzugehen). Es wurde vieles nur angedeutet und nicht zu Ende geführt: Zum Beispiel wurde erzäht, dass das Wasser knapp wurde und man dringend für Nachschub sorgen mußte. Woher das Wasser dann kam, hat man nicht erfahren. Oder dass alle Tiere geschlachtet werden sollten - nachher zog der Kommandant mit seiner Truppe, der nach über 230 Tagen und den im Film geschilderten Leiden seltsamerweise wie geschniegelt wirkte, mit Pferden ab. Und man hat den genius loci zu wenig genutzt. Nur ab und an gab es ein paar kurze Erklärungen zu den Räumlichkeiten, in denen man sich gerade befand - und die waren schon sehr beeindruckend. Wieder nach oben geklettert, ging es im Museum, einen Raum von ca. 100 qm, mit dem Krieg weiter. Hier wurde ein Gedicht von Rimbaud vom "schlafenden Soldaten", der anscheinend friedlich schlafend im Gras liegt, aber zwei Löcher im Kopf hat, inszeniert. Auf der einen Seite liegt der französische Soldat in einem Glassarg mitsamt Ausrüstung, auf der anderen Seite sein bayrisches Pendant - erstmals sind also museale Objekte zu sehen. Dazwischen sind ein paar Gewehre und ein paar aufgeblasene Fotos mit Kriegsszenen präsentiert, die wohl für die Front stehen. Auch hier werden Kriegsszenarien audiovisuell übermittelt. Zum Lesen der Texte, etwa der zur Geschichte der Zitadelle in einer Nische, muss man den Kopfhörer abnehmen - und verpasst hinterher wieder den Einstieg. Diese Dauerberieselung - auch beim Herumlaufen in der Festung - fand ich extrem störend. Ich hätte es besser gefunden, wenn ich selbst das Audio-Angebot etwa durch die Eingabe von Zahlen hätte bestimmen können. Als meine beiden Begleiterinnen und ich später rekapitulierten, was wir nun eigentlich erfahren hatten, war das erschreckend wenig. Der Tag fand dennoch einen unerwartet schönen und friedlichen Höhepunkt durch die Besichtigung des Jardin de la Paix, der im stolzen Eintrittspreis von 9 Euro enthalten war. In der 2002 eingeweihten Gartenanlage zwischen Festung und Stadt durften sich städtische Gartenkünstler austoben. Das Ergebis sind kleine, künstlerische Installationen zu Themen, die Pflanzen in einer mir bislang unbekannten Art und Weise präsentierten. Besser als die Bundesgartenschau in München, so lautete sogar das Urteil einer meiner Begleiterinnen.
Labels: Frankreich
1 Kommentare:
Was hier zum Filmparcour ausgesagt wird kann ich nur unterschreiben, abgesehen von den "logischen Schwächen" des Filmchens, in der Machart, wie man ohnehin von phoenix etc. täglich überfrachtet wird, fehlen tatsächlich wesentliche Informationen, zumal die Räume wie leergefegt sind. Vor dem Totalumbau gab es wohl eine Ausstellung mit Tonbildschauen, die zudem mit Geruchkulissen arbeitete, inwieweit diese historisch korrekt war kann ich nicht sagen, da ich sie nur aus Erzählungen kenne. Der Eindruck muss jedoch überwältigend gewesen sein, und hat offenbar den Besucher emotional tiefer in die damalige Situation versetzt, als die "Kinoveranstaltung", zumal es mehr Schaustücke - auch wenn es Rekonstruktionen waren - gab.
Schade drum, ich war gestern dort, und etwas enttäuscht....
Gleichwohl war ich über die Texte in dem "Schauspiel" überrascht; für französische Verhältnisse wenig "Glorie" und viel Zweifel...
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