Wann wird die Ausstellung "11 000 Kinder" auf deutschen Bahnhöfen gezeigt?
Seit einiger Zeit verweigert die Deutsche Bahn AG, eine Wanderausstellung auf ihren Bahnhöfe zu zeigen: "11 000 Kinder" heisst die in Frankreich von der Organisation "Fils et Filles des Déportés Juifs de France" konzipierte Ausstellung. Sie gibt den Opfern des Nationalsozialismus Gesichter, da die Bilder Jungen und Mädchen porträtieren, die auf der Schiene in die Todeslager gebracht wurden. Während auf den 18 französischen Bahnhöfen die Schau von den Reisenden gut angenommen wurde, befürchtet man auf deutscher Seite, dass die hektischen Bahnhofatmosphäre dem Thema nicht angemessen sei. Beate Klarsfeld (ja, die mit der Ohrfeige), die federführend in der Organisation tätig ist, sagte neulich in der Frankfurter Rundschau (29.6.06) dazu: "Es hieß, es gäbe kein Geld, etwa um die Ausstellung zu bewachen. Zudem könne man das deutschen Reisenden nicht zumuten." Wenn ich daran denke, was einem sonst auf den Bahnhöfen zugemutet wird (billige Ramschstände, Werbeaktionen von Autofirmen etc), dann wäre diese Ausstellung ein großer Gewinn - gerade auch für die Bahn, um mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu beginnen. Denn es wurden über die Gleise der Deutschen Reichsbahn, die heute die Deutsche Bahn AG nutzt, die Todes-Transporte durchgeführt. In einigen Orten wie in Weimar bildeten sich sogar Bürgerinitiativen für die Ausstellung, die diese Aufarbeitung fordern und den Opfern gedenken wollen - doch bislang vergebens. In Frankreich hat sich die SNCF hat sich zu dieser Verantwortung bekannt und stellte immerhin Stellwände, Aufsicht und Transport kostenlos zur Verfügung. Die Deutsche Bahn AG zieht sich hinter fadenscheinigen Argumenten zurück und möchte die Ausstellung ins hinterste Eck des Nürnberger Eisenbahnmuseums verbannen. Die resolute Frau Klarsfeld hat nun ein Ultimatum gestellt: Da das für gestern vorgesehene Gespräch mit der Deutschen Bahn AG und anderen kurzfristig abgesagt wurde, möchte sie bis heute um 14 Uhr einen anderen Gesprächstermin - oder sie mobilisiert die Weltöffentlichkeit. Dann bin ich ganz sicher, dass wir die Ausstellung bald im Frankfurter Bahnhof oder in einem Berliner Bahnhof sehen werden - und nicht in Hintertupfingen.
Labels: Holocaust
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
<< Home